Gesundheitliche Versorgungsplanung (GVP): Rückblick und Ausblick – Viertes Vernetzungstreffen zur GVP in Norddeutschland

Noch nicht am Ziel, aber auf einem guten Weg: Ein positives Fazit zogen die Teilnehmenden beim vierten Vernetzungstreffen zur Gesundheitlichen Versorgungsplanung (GVP) in Norddeutschland. Das gleichnamige niedersächsische GVP-Projekt, das im Sommer ausläuft, war 2021 vom Hospiz- und PalliativVerband Niedersachsen e. V. (HPVN) unter Mitwirkung des Landesstützpunktes Hospizarbeit und Palliativversorgung Niedersachsen e.V (LSHPN), mit einer Förderung durch das Niedersächsische Sozialministerium gestartet worden.

Im Jahr 2017 war eine Vereinbarung bezüglich der Gesundheitlichen Versorgungsplanung für die letzte Lebensphase nach dem Paragraphen 132g des Sozialgesetzbuches V zwischen Trägerverbänden und GKV-Spitzenverband getroffen worden. Dabei ist die GVP ein individuell zugeschnittenes Beratungsangebot zur medizinisch-pflegerischen, psychosozialen und seelsorgerlichen Versorgung in der letzten Lebensphase in vollstationären Pflegeeinrichtungen sowie Einrichtungen der Eingliederungshilfe für beeinträchtigte Menschen.

Die GVP soll dabei unterstützen, frühzeitig über Behandlungs- und Pflegemaßnahmen entscheiden zu können, falls Betroffene später nicht mehr in der Lage sein sollten, Zustimmung oder Ablehnung zu äußern. Eigens ausgebildete Fachkräfte unterstützen den Prozess und begleiten dabei, eine besonders aussagekräftige Patient*innenverfügung festzuhalten.

Im Namen des veranstaltenden Zentrums für Gesundheitsethik (ZfG) begrüßte Dr. Dorothee Arnold Krüger die Teilnehmer. Dr. Sven Schwabe, Sprecher der Deutschen Gesellschaft für Palliativmedizin (DGP) Landesvertretung Niedersachsen/Bremen, warf einen Blick zurück und kündigte Workshops im späteren Teil des Treffens an, bei denen „Steine, die im Wege liegen“, sprich Probleme, die im Implementierungsprozess auftauchen, bearbeitet werden sollten. Diese Steine waren plastisch in Form von Pappkartons vorbereitet worden, auf denen die Probleme notiert wurden.

Sozialminister Andreas Philippi dankte per Videobotschaft den bislang ausgebildeten Gesprächsbegleitenden und hob den Stellenwert dieser Fachkräfte für die GVP hervor. „Bis heute gibt es oftmals riesige Differenzen zwischen den Aussagen in einer Patient*innenverfügung und aktuellen Wünschen, die sich durch eine veränderte Lebensentwicklung ergeben“, betonte Prof. Dr. Friedemann Nauck, ehemaliger Direktor der Klinik für Palliativmedizin an der Uni Göttingen. Gerade für beeinträchtige Menschen sei dies ein großes Problem. Sein Fazit: Nötig seien Qualitätsstandards, die Vernetzung untereinander, die Erstellung von Notfallplänen, die Akzeptanz durch die Rettungsdienste sowie ein Bürgerdialog zum Thema.

Dr. Gerald Neitzke vom Institut für Ethik, Geschichte und Philosophie der Medizin an der Medizinischen Hochschule Hannover, beschrieb die unterschiedlichen Problemstellungen, die sich bei nahendem Tod von Menschen ergeben, die in einer Pflegeeinrichtung leben. Er fasste seine Hoffnungen, nämlich mehr konkrete Aussagen der Betroffenen, mehr Notfallpläne, mehr Beratung zu Patient*innenverfügung und Vorsorgevollmacht sowie mehr Kooperation mit den Rettungsdiensten, mit den Worten zusammen: „Lassen Sie uns an der GVP zusammenarbeiten!“

Es folgten drei Workshops zu den Themen GVP-Blockaden, interne – sowie externe Vernetzung. Im zeitgleich stattfindenden Online-Workshop wurden anhand der Kopfstandmethode überlegt, wie die Umsetzung der Gesundheitlichen Versorgungsplanung noch mehr behindert werden könnte, um dann auf mögliche Ideen für Lösungen zu kommen. Der Abbau von Skepsis in Pflegeeinrichtungen, die Etablierung von Notfallmappen und die Förderung der Betroffenen-Autonomie standen im Blickpunkt des Workshops interne Vernetzung. Bezüglich der externen Vernetzung ging es um einen besseren Dialog mit Ärzten und Rettungsdiensten, regionale Runde Tische und die Unterstützung der Pflegekräfte.

GVP-Projektleiterin Sabine Buhr vom HPVN bedankte sich bei den Referierenden, Kooperationspartner*innen und Teilnehmenden. Gerade weil noch nicht alle die Gesundheitliche Versorgungsplanung kennen, appellierte sie an die Anwesenden nicht müde zu werden, davon zu erzählen und trotz unterschiedlicher Ausgestaltung das gemeinsame Ziel der GVP, die Umsetzung des Patient*innenwillens nicht aus dem Blick zu verlieren.

Die kollegiale Beratung der Gesprächsbegleitenden untereinander und das Engagement in den Arbeitsgruppen würden auch nach Projektende fortgesetzt. Alle Interessierten können sich an Marlene Siebold, Referentin beim LSHPN, wenden.

Bildrechte: Zentrum für Gesundheitsethik (ZfG),  Hannover und Sabine Buhr