Was ist Trauer?

Trauer ist ein natürlicher Prozess, der durch den Verlust eines geliebten Menschen ausgelöst wird und sich in den unterschiedlichsten Gemütsstimmungen widerspiegelt. Einsamkeit, Hoffnungslosigkeit, Schuld, Angst, Wut, Verzweiflung, Liebe, Dankbarkeit aber auch Glück wechseln sich im Trauerprozess ab. Schlaflosigkeit, innere Unruhe, Appetitmangel, depressive Verstimmungen, Konzentrationsstörungen sind typische Beschwerden, die den Menschen in seiner akuten Trauerzeit bestimmen können.

Jeder Mensch trauert anders. Die Zeit des Trauerns kann unterschiedlich lange anhalten und auf ganz individuelle Art durchlebt werden. Dabei besitzt jeder Mensch Selbstheilungskräfte, die es ihm ermöglichen, seine psychische Gesundheit nach dem Verlust eines nahestehenden Menschen aus eigener Kraft wiederherzustellen, ohne dass es zwingend einer professionellen Unterstützung bedarf. In der heutigen Trauerforschung kommt man zunehmend von der Annahme ab, dass der Bewältigungsprozess der Trauer in Phasen verläuft und am Ende dann auch abgeschlossen ist. Der klinische Psychologe Prof. George Bonanno spricht daher von einem Trauerprozess, den der Trauernde in Wellen positiver und negativer Gefühle durchlebt. Der Mensch pendelt zwischen schmerzvollen Gefühlen des Verlustes und kraftspendenden Erfahrungen und Erlebnissen hin und her, wobei die positiven Momente wichtige heilsame Elemente im Trauererleben darstellen. Trauer bewusst zu durchleben, ihr Raum zu geben und sie auszudrücken und nicht zu verdrängen, ist wichtig, um den Verlust des Verstorbenen verarbeiten zu können. „Trauern ist die Lösung, nicht das Problem“ (Chris Paul).