Was wollten wir mit dem Projekt erreichen?
Wir „wanderlichter“ haben uns seit Inbetriebnahme unseres stationären Hospizes am 01. April 2019 neben der ganzheitlichen Sterbebegleitung schwerstkranker und sterbender Menschen sowie ihren Zugehörigen von Beginn für einen würdigen Umgang mit den Themen Sterben, Tod und Trauer gemacht, indem wir deren Tabuisierung in einem offenen Dialog mit den Bürger*innen unseres Landkreises entgegentreten. Vor diesem Hintergrund haben wir uns Anfang 2021 das ambitionierte Ziel gesetzt, zu dem Welthospiztag 2022 ein größeres Projekt zu starten, das die Auseinandersetzung mit der eigenen Endlichkeit zum Thema macht und das möglichst viele unterschiedliche Mitmenschen in der Region mit einbezieht.
Was sind die Dinge oder Gedanken, die ich auf meiner letzten Reise mitnehmen möchte? Angelehnt an das Projekt von Fritz Pütz-Rotz wollten wir möglichst viele Menschen im Landkreis Cloppenburg dazu inspirieren, ihr eigenes Lebensende zu reflektieren und sich Fragen zu stellen, die für den letzten Weg von großer Bedeutung sind: Was ist wirklich wichtig? Was bleibt am Ende? Was nehme ich mit? Ausgehend von diesen Gedanken hat eine Projektgruppe – bestehend aus ehren- und hauptamtlichen Mitarbeitenden unseres Hospizes – im Sommer 2021 das Projekt „Mein Koffer für die letzte Reise“ ins Leben gerufen.
Im Klappentext von Robert Seethalers Roman “Das Feld” heißt es:
“Wenn die Toten auf Ihr Leben zurückblicken könnten, wovon würden Sie erzählen? Wäre es eine Geschichte oder die Erinnerung an einen Moment, an ein bestimmtes Gefühl, eine Regung?”
Wie wurde das Projekt umgesetzt?
Nach dem offiziellen Projektstart 2021 wurden Bürgerinnen und Bürger des Landkreises Cloppenburg persönlich angesprochen und gebeten, im Laufe des kommenden Jahres bis spätestens September 2022 ihre ganz individuellen Koffer für die letzte Reise zu packen. Dabei war es uns ein wichtiges Anliegen, dass eine große Vielfalt unterschiedlicher Personen und Institutionen des Landkreises angesprochen werden.
Manche Koffer wurden gemeinschaftlich als Gruppe gepackt (z.B. bei den Schüler*innen), andere Koffer wurden von einzelnen Personen bestückt.
Am 8. Oktober 2022 fand gegen 18.45 Uhr die Eröffnungsfeier zur Ausstellung des Projektes statt. Ein Jahr Vorbereitung auf den diesjährigen Welthospiztag mit geladenen Gästen. Mitstreiter in der Hospizbewegung, Förderer des Projektes aber vor allem die Kofferpackenden selbst.
Nach einer wunderbaren Aufführung vom Theater Laboratorium mit Auszügen aus dem Stück ” Das Feld” und durch den anschließende Besuch der Ausstellung konnten sich die Gäste des Abends -wer wollte- mit den schon im mittelalterlich Spruch gestellten Fragen beflügeln lassen:
“Ich komme, ich weiß nicht woher.
Ich bin, ich weiß nicht wer.
Ich sterb`, ich weiß nicht wann.
Ich geh, ich weiß nicht wohin.
Mich wundert`s, dass ich so fröhlich bin.”
In der anschließenden zweiwöchigen Ausstellung konnten wir sehr viele interessierte Besucher*innen verzeichnen und auch einige Gruppenführungen durchführen. Wir sind sehr dankbar für unsere Förderer dieses Projektes wie dem Landesstützpunkt Hospiz und Palliativversorgung e.V., gemeinsam mit dem niedersächsischen Ministerium für Soziales, Gesundheit und Gleichstellung.
An diesem Projekt wird erkennbar, wie groß die Unterstützung aus verschiedensten Bereichen für dieses Projekt und vor allem auch für dieses nicht ganz einfache Thema ist und war. Viele Menschen haben sich durch dieses Projekt mit dem eigenen Tod auseinandergesetzt und einen nachhaltigen Eindruck aus der Ausstellung für sich mitnehmen können.
Für uns als Projektteam war die Vorbereitungszeit eine wertvolle, bereichernde Erfahrung mit tollen Begegnungen und Gesprächen, mit Spaß und Freude bei den Vorbereitungen. Umso mehr freuen wir uns, dass die Ausstellung so gut angenommen wurde.