Tageshospize und palliativmedizinische Tageskliniken – Fachtag diskutiert Chancen und Herausforderungen einer noch jungen Versorgungsform in Deutschland

Am 30.06.21 haben knapp 40 Interessierte am Online-Fachtag zu Tageshospizen und palliativmedizinischen Tageskliniken teilgenommen. Der Landesstützpunkt Hospizarbeit und Palliativversorgung Niedersachsen (LSHPN), die Deutsche Gesellschaft für Palliativmedizin, Landesvertretung Niedersachsen/Bremen (DGP-LV NDS/HB) und der Hospiz- und PalliativVerband Niedersachsen (HPVN) hatten zu dieser Veranstaltung eingeladen, um über das in Deutschland noch relativ neue Angebot der teilstationären Hospizarbeit und Palliativversorgung zu informieren.

In einem Einführungsvortrag präsentierte Beate Apolinarski von der Medizinischen Hochschule Hannover, Institut für Allgemeinmedizin aktuelle Ergebnisse aus dem Forschungsprojekt ABPATITE. Darin untersuchen die Wissenschaftler*innen den Bestand und den Bedarf für palliativmedizinische Tageskliniken und Tageshospize in Deutschland und entwickelt Empfehlungen zu ihrer Weiterentwicklung. Es wurde deutlich, dass die knapp 20 bisher in Deutschland existierenden Einrichtungen sehr unterschiedlich organisiert, finanziert und gestaltet sind. Zugleich gibt es eine große Dynamik bei der Neugründung derartige Einrichtungen, sodass mit einem rasanten Bedeutungszuwachs von Tageshospizen und palliativmedizinischen Tageskliniken in den nächsten Jahren zu rechnen ist.

Anschließend stellte die kurzfristig angefragte Hospizleiterin Schwester Gabriele Kahl das Uhlhorn Tageshospiz in Hannover vor. Die im September 2020 eröffnete Einrichtung ist räumlich an das bereits bestehende stationäre Hospiz angeschlossen, läuft praktisch und formal jedoch als eine eigenständige Einrichtung mit einem separaten Krankenkassenvertrag. Die bis zu sechs Gäste können in ruhiger und geschützter Atmosphäre an vier Tagen der Woche an einem breiten Angebot von gemeinsamen Mahlzeiten über Gespräche, kreative Beschäftigungen bis hin zu pflegerischer Versorgung teilnehmen. Eine gute Integration des Tageshospizes in die regionalen Versorgungsstrukturen garantiert nahtlose Übergänge zwischen den Schnittstellen.

Dr. Alfred Paul, Chefarzt der Klinik für Palliativmedizin am Klinikum Aschaffenburg-Alzenau gab daraufhin einen Einblick in die dort angeschlossene palliativmedizinische Tagesklinik. Das Angebot richtet sich an Patient*innen mit komplexem palliativmedizinischen Behandlungsbedarf, die einerseits keine 24-stündige Krankenhausbetreuung brauchen oder wünschen, für die aber andererseits eine rein ambulante palliativmedizinische Betreuung nicht ausreicht. Dr. Paul präsentierte einen typischen Tagesablauf beginnend von der morgendlichen Begrüßung des Patienten, über ausführliche Gespräche und einer Optimierung der Schmerztherapie und der Symptombehandlung bis hin zur spätnachmittäglichen Verabschiedung und der Rückfahrt des Patienten in seine Wohnung. Durch die gute Kooperation mit den lokalen Versorgungsakteuren ermöglicht die Tagesklinik eine frühzeitige Integration der (spezialisierten) Palliativversorgung und kann dadurch unerwünschte stationäre Krankenhausaufenthalte reduzieren.

In der abschließenden Diskussion wurde deutlich, dass teilstationäre Angebote der Hospizarbeit und Palliativversorgung für bestimmte Patientengruppen/Gäste und deren Angehörige eine sinnvolle, entlastende und angemessene Alternative zur vollstationären oder rein ambulanten Versorgung am Lebensende darstellen. Es gab ein großes Interesse an einer weiteren Vernetzung (Interessierte können sich gerne beim LSHPN melden: ) und den Wunsch, dass teilstationäre Angebote der Hospizarbeit und Palliativversorgung in die Regelversorgung integriert werden.

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