Niedersächsische Vernetzungstreffen zum Themenjahr „Was ist gutes Sterben?“

Im Rahmen des Themenjahres „Was ist gutes Sterben?“ führte der Landesstützpunkt im März dieses Jahres drei niedersächsische Vernetzungstreffen für das Ehren- und Hauptamt der hospizlichen Arbeit durch. Gemeinsam wurde darüber diskutiert, wie intensiv derzeit die Frage nach dem guten Sterben in der Hospizlandschaft reflektiert und besprochen wird. Zu Beginn ging es zunächst um die eigene Antwort auf die Frage, was gutes Sterben für jeden ganz persönlich heißt. Am häufigsten wurden dabei folgende Schlagworte genannt:
• innerer Frieden,
• Zuwendung,
• Füreinander da sein,
• Sterben als ein selbstbestimmter Prozess,
• Schmerz- und Symptomfreiheit,
• Loslassen können,
• nicht allein gelassen werden,
• Ruhe finden,
• den Tod annehmen,
• Würde und Selbstbestimmung
Antworten, die für jeden nachvollziehbar und naheliegend erscheinen.
Doch wie schaut die Hospizbewegung im Inneren auf die Frage nach dem guten Sterben? Inwieweit beschäftigen sich die Hospizdienste sowohl im Haupt- als auch Ehrenamt mit dieser Frage ganz offensiv und wie sehen sie sich mit ihrer Arbeit in der Öffentlichkeit zu diesem Thema vertreten? Sind sie aktuell der Botschafter für diese Themen oder betrachten sie ihre Arbeit von wirtschaftlichen Sachzwängen wie beispielsweise Spendenakquise überlagert?
Derzeit kämpfen viele Hospizdienste darum, „den eigenen Laden am Laufen zu halten“, die aufgrund der Pandemie wenigen Begleitungen sicherzustellen und dabei den Kontakt zum Ehrenamt nicht abreißen zu lassen. Da lag die Vermutung nahe, dass für die Beantwortung der Frage nach dem guten Sterben aktuell nur wenig Zeit bleibt und die mediale Berichterstattung mit den Corona-Themen nur begrenzt Spielraum lässt, die eigenen inhaltlichen Hospizthemen in der Öffentlichkeit zu platzieren.
Spannend jedoch bleibt auch die Ansicht einiger Teilnehmer*innen, dass jeder Spendenaufruf, jede Bewerbung und Durchführung eines Sterbebegleiterkurses, jede Berichterstattung dazu ein Beitrag ist, in der Bevölkerung auf die wichtige Arbeit der Hospizdienste aufmerksam zu machen und die Themen Sterben, Tod und Trauer in die Bevölkerung zu bringen.
Deutlich wurde jedoch auch, dass es in vielen Diensten wichtig und in der Vergangenheit zu kurz gekommen ist, über diese existentielle Frage nach dem guten Sterben nachzudenken und diese aktiv zu diskutieren, denn es ist und bleibt eine grundsätzliche Haltungsfrage in der hospizlichen Arbeit.
Darüber hinaus berichteten die Teilnehmer*innen, dass das Interesse der Gesellschaft an den Themen Sterben, Tod und Trauer gerade in Zeiten der Pandemie gestiegen ist. So nimmt die Nachfrage nach den „Letzte-Hilfe-Kursen“ zu, die inzwischen auch im Online-Format erfolgreich umgesetzt werden und ein wichtiger Beitrag sind, den Tod mehr in die Mitte des Lebens zu holen.

Im zweiten Teil der Vernetzungstreffen wurde das Thema der professionellen Öffentlichkeitsarbeit in ambulanten Hospizdiensten besprochen. Welche Aktivitäten wurden in der Vergangenheit dazu betrieben, was passiert derzeit vor dem Hintergrund der anhaltenden Pandemie, um die Hospizthemen nach außen zu bringen und was könnte gerade in Bezug auf das Thema „Was ist gutes Sterben?“ in Zukunft dazu getan werden. Für die Umsetzung kreativer Ideen und Projekte zu diesem Thema hat der LSHPN eine Projektsumme von 12.000 Euro zur Verfügung gestellt. Mit diesem Geld sollen alle Hospizdienste Niedersachsens motiviert werden, auch und gerade in Zeiten der Pandemie aktiv zu werden und gemeinsam Veranstaltungsformate zu entwickeln, die zum Thema „Was ist gutes Sterben?“ für sowohl Ehrenamtliche als auch die breite Öffentlichkeit passen. Ideen könnten hierbei z.B. Diskussionsabende, eine Lesung, ein Konzert oder eine Aktion auf dem Wochenmarkt sein.
In einem abschließenden Teil ging es um die professionelle Pressearbeit in den Hospizdiensten. Dazu hatte sich der LSHPN den erfahrenen Trauerbegleiter, Buchautor, Blogger und Redakteur einer großen niedersächsischen Tageszeitung Thomas Achenbach eingeladen, der mit seinem riesigen Erfahrungsschatz den Teilnehmenden fundierte sowie praxisnahe Tipps für ihre Tätigkeiten in der Presse- und Öffentlichkeitsarbeit geben konnte. Dabei war das Credo, Zeitungsartikel selbst zu schreiben und an die Presse zu schicken, die Informationen darin knapp zu halten, Fotos in Pressemitteilungen zu verpacken und nicht in fachspezifischer, sondern einfacher Sprache zu sprechen. Auch machte Thomas Achenbach deutlich, dass die Tageszeitung nicht mehr das einzige Medium für die Veröffentlichung von Informationen ist und machte Mut, sich neuen Medien zu öffnen. Wichtig dabei sei immer, welche Klientel man erreichen möchte. Auch wies er darauf hin, wie entscheidend eine gute Pressearbeit von der eigenen Haltung anhinge.

Die drei Vernetzungstreffen waren ein produktiver Aufschlag zum Themenjahr „Was ist gutes Sterben?“ und machten alle Teilnehmenden sensibel, sich selbst und auch in ihrer Rolle als Sterbe- und Trauerbegleiter zu dem Thema zu hinterfragen. Die Treffen zeigten auch, wie wichtig es ist, Haltung zu dieser wichtigen Frage zu beziehen und mit dieser in die Öffentlichkeit zu gehen, um mit der Bevölkerung dazu ins Gespräch zu kommen. Die Nachfrage nach mehr fachlichem Input zur professionellen Öffentlichkeitsarbeit war groß, sodass der Landesstützpunkt hierzu weitere Fortbildungsmöglichkeiten initiieren wird.