Am Dienstag, den 6. März 2018 fand im Rahmen der Altenpflegemesse 2018 in Hannover erstmalig der Thementag „Hospizarbeit und Palliativversorgung“ statt. Über 170 angemeldete Teilnehmer*innen folgten der Einladung des Landesstützpunkt Hospizarbeit und Palliativversorgung Niedersachen, der den Thementag in Kooperation mit dem Vincentz Network und in Zusammenarbeit mit der Niedersächsischen Arbeitsgruppe „Hospizarbeit und Palliativversorgung in Altenpflegeeinrichtungen“ organisiert hat. Das abwechslungsreiche Programm aus Vorträgen, Workshops und einer Podiumsdiskussion bot ein vielseitiges inhaltliches Angebot zu aktuellen Herausforderungen und zukünftigen Entwicklungen.
Nach der Begrüßung durch die Veranstalter folgte das Grußwort von Heidrun Kofahl-Langmack aus dem Sozialministerium, welches den Thementag großzügig finanziell unterstützte. Sie skizzierte die aktuelle hospizlich-palliative Versorgungslandschaft in Niedersachsen und stellte das Engagement des Landes Niedersachsen im Themenfeld Hospizarbeit und Palliativversorgung heraus. Die Förderung des Landesstützpunktes spielt dabei eine zentrale Rolle.
Im ersten Eröffnungsvortrag beleuchtete Prof. Dr. Werner Schneider von der Universität Augsburg die Veränderungen des Sterbens in Pflegeheimen. War das Heim des 20. Jahrhunderts noch auf die Bedürfnisse des versorgten Alters hin ausgerichtet, so muss es sich im 21. Jahrhundert an die Bedürfnisse der Babyboomer anpassen, die mit anderen Altersbildern und Ansprüchen an die letzte Lebensphase herantreten. Das „next-generation“ Pflegeheim kann, so Schneiders visionärer Ausblick, eingebunden in eine Caring Community zum Ort sozialer Innovation werden.
Der zweite Eröffnungsvortrag von Martina Kern von ALPHA Rheinland fokussierte sich stärker auf die konkrete Situation der Hospizarbeit und Palliativversorgung in Einrichtungen der stationären Altenpflege. Anhand eines Einzelfalls machte Sie deutlich, wie palliative Pflege von der Schmerzerkennung bis zur Mundpflege ablaufen kann. Pflegende befinden sich dabei in einem gefühlten Spannungsfeld zwischen aktivierender Pflege und palliativer Pflege und müssen einen Weg finden zwischen ungenügenden Rahmenbedingungen, beruflichen Vorgaben und den eigenen sozial-humanen Ansprüchen. Der Weg zu einer guten hospizlich-palliative Versorgung in Pflegeeinrichtungen sei noch weit, aber wenn man sich gemeinsam auf den Weg macht, kommt man – wie Beppo der Straßenkehrer – mit jedem Schritt dem Ziel ein wenig näher.
In der anschließenden Workshopphase vertieften die Teilnehmenden ausgesuchte Themen. Von der Gesundheitlichen Versorgungsplanung am Lebensende über Scham und Ekel in der Pflege, Trauerarbeit und Spiritualität und der Einbettung palliativer Praxis in der Altenpflege reichte das Angebot.
Ein hochkarätig besetztes Podium, moderiert von LSHPN-Vorstandsmitglied Dr. Michael Coors, diskutierte zum Abschluss des Tages die Frage, wie weit Niedersachsen bereits im Bereich der Hospizarbeit und Palliativversorgung ist und wie man die Versorgung weiter verbessern kann. Obwohl der Ausbau der Versorgungsstruktur in den letzten Jahren politischen Rückenwind hatte und die Krankenkassen eine Vielzahl neuer Leistungen für schwerstkranke und sterbende Menschen finanzierten, wurde deutlich, dass eine adäquate Versorgung in Altenpflegeeinrichtungen alleine durch die aktuelle kassenfinanzierte Regelversorgung kaum zu gewährleisten ist. Neben einem weiteren Ausbau der ambulanten Dienste (wie beispielsweise der SAPV), einem hohen Engagement der Einrichtungsleitungen und Mitarbeitenden sowie einer deutlich besseren Personalausstattung braucht gute Hospizarbeit und Palliativversorgung immer auch eine gute Vernetzung und eine große Portion Menschlichkeit. Die Zusammenarbeit der Einrichtung mit engagierten Hausärzten, vorhandenen SAPV-Strukturen und insbesondere dem hospizlichen Ehrenamt ist auch in Zukunft unabdingbar. Die Aufgabe von Politik und Krankenkassen ist es dabei – so waren sich alle Beteiligten einig – hier die bestmöglichen Rahmenbedingungen zu schaffen.
Der Landesstützpunkt bedankt sich bei allen Beteiligten für das große Interesse, die wertvollen Beiträge und die Unterstützung bei der Gestaltung des Tages. Wir hoffen, Sie konnten für sich etwas Hilfreiches für die praktische Arbeit mitnehmen, wir wünschen Ihnen viel Kraft, Durchhaltevermögen und Zuversicht und würden uns sehr freuen, wenn sie diesen Weg weitergehen, um die Situation von schwerstkranken und sterbenden Menschen in der stationären Altenpflege erträglicher zu machen.